Monica Bonvicini, NOT FOR YOU, 2006
© Courtesy of the artist and VG Bild-Kunst, Bonn 2021, Foto: Stefan Rohner

Monica Bonvicini und der Design Campus 2021: Design & Democracy

Blickwechsel: Schenkung Sammlung Hoffmann / Kunstgewerbemuseum

So sehr Monica Bonvicinis (*1965) Werke rein formal auf die Tradition des kühlen Minimalismus und der Konzeptkunst Bezug zu nehmen scheinen, so sehr konfrontieren sie Betrachter*innen mit realen, oftmals unbequemen Wahrheiten – und sie tun dies unmittelbar, radikal und provokativ. Auch die Lichtinstallation „NOT FOR YOU“ (Nicht für Dich) von 2006 lässt sich nicht aus sicherer Distanz betrachten oder gar ignorieren.

  • Laufzeit 16.07.2021—28.08.2021

Bild

© Courtesy of the artist and VG Bild-Kunst, Bonn 2021, Foto: Stefan Rohner
Monica Bonvicini, NOT FOR YOU, 2006

Die fast meterhohen Buchstaben

Die fast meterhohen Buchstaben, die sich aus zahlreichen Glühbirnen zusammensetzen, leuchten den Vorbeigehenden nicht nur hell entgegen, sondern steigern ihre Wirkung in einem aggressiven, blendenden Flackern, das in Kombination mit der Sprachbotschaft zum Warnsignal wird. Das Offenlegen von Herrschaftsverhältnissen, von Mechanismen der Kontrolle und Formen der Bevormundung in Architektur, Gestaltung und Verhalten bilden ein zentrales Thema in Bonvicinis Schaffen. Vor diesem Hintergrund lässt sich das in „NOT FOR YOU“ angedeutete Feld der Begierde, das mit einem Verbot belegt wird, unterschiedlich und ortsspezifisch deuten. Im musealen Kontext gelesen, erteilt das Werk der demokratischen Idealvorstellung von allgemeiner und hürdenfreier kultureller Teilhabe eine Absage und stellt vielleicht die Frage, wem und wie Kunst – oder diese Kunst – gehören kann. Es spricht darüber hinaus auch aus, was in der Regel unausgesprochen bleibt, das gesellschaftliche Leben aber in so gut wie allen Bereichen bestimmt: Formen des Ausschlusses und die ihnen zugrunde liegenden Machtstrukturen in politischen Entscheidungen, sozialen Räumen und Gestaltungsprozessen. Hierin liegen die Parallelen zwischen Bonvicinis Werk und den Themen des Design Campus 2021: Wie lassen sich Beziehungen zwischen der Gestaltung von Dingen, Prozessen und Gesellschaft greifen und formen?

Die Intervention

Die Intervention an der Fassade des Wasserpalais, das dieses Jahr auf 300 Jahre Baugeschichte zurückblickt, ist somit als „ortsspezifisches Kunstwerk“ zu betrachten. Der barocke Teil der Schlossanlage entstand 1721 unter der feudalen Herrschaft August des Starken und war bis zum Ende der Monarchie in Sachsen 1918 nur für einen erlesenen Kreis zugänglich. Zwischenzeitlich auch mit Privatwohnungen belegt, stellt die jetzige Nutzung als Museum zwar eine Öffnung dar, ob diese aber wirklich für alle gilt ist fraglich. Für die Sommerschule des Design Campus wurde sogar ein Teil des Museums wieder geschlossen. So versteht sich die Botschaft von Monica Bonvicini auch als selbstkritische Reflexion des Kunstgewerbemuseums.

Wasserpalais von außen, breite Treppe führt vom Palais zum Elbufer
© SKD, Foto: Klaus-Dieter Weber
Schloss Pillnitz Schloss Pillnitz, Wasserpalais

Die Familie Hoffmann

Die Schenkung Sammlung Hoffmann lässt zeitgenössische Werke mit den Objekten der unterschiedlichen Museen der Staatlichen Kunstsammlungen Dresden in einen Dialog treten, um für die heutigen wie die historischen Exponate neue Betrachtungsweisen und Bedeutungsebenen zu öffnen.

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