Die Intervention
Die fast meterhohen Buchstaben, die sich aus zahlreichen Glühbirnen zusammensetzen, leuchten den Vorbeigehenden nicht nur hell entgegen, sondern steigern ihre Wirkung in einem aggressiven, blendenden Flackern, das in Kombination mit der Sprachbotschaft zum Warnsignal wird. Das Offenlegen von Herrschaftsverhältnissen, von Mechanismen der Kontrolle und Formen der Bevormundung in Architektur, Gestaltung und Verhalten bilden ein zentrales Thema in Bonvicinis Schaffen. Vor diesem Hintergrund lässt sich das in „NOT FOR YOU“ angedeutete Feld der Begierde, das mit einem Verbot belegt wird, unterschiedlich und ortsspezifisch deuten. Im musealen Kontext gelesen, erteilt das Werk der demokratischen Idealvorstellung von allgemeiner und hürdenfreier kultureller Teilhabe eine Absage und stellt vielleicht die Frage, wem und wie Kunst – oder diese Kunst – gehören kann. Es spricht darüber hinaus auch aus, was in der Regel unausgesprochen bleibt, das gesellschaftliche Leben aber in so gut wie allen Bereichen bestimmt: Formen des Ausschlusses und die ihnen zugrunde liegenden Machtstrukturen in politischen Entscheidungen, sozialen Räumen und Gestaltungsprozessen. Hierin liegen die Parallelen zwischen Bonvicinis Werk und den Themen des Design Campus 2021: Wie lassen sich Beziehungen zwischen der Gestaltung von Dingen, Prozessen und Gesellschaft greifen und formen?