Zum Tod von Dr. Gisela Haase

Direktorin des Kunstgewerbemuseums Dresden (1991-2000)

Gisela Haase

Gisela Haase, geb. Rudolph, wurde am 14. März 1935 in Dresden geboren und legte 1953 an der Oberschule Dresden-Reick das Abitur ab. Sie studierte anschließend an der Universität Rostock Kunstgeschichte und Klassische Archäologie und ab 1954 an der Humboldt-Universität Berlin Kunstgeschichte und Christliche Archäologie. Sie schloss ihr Studium 1958 als Diplom-Kunsthistorikerin mit der Arbeit „Pavillonbauten am sächsischen Hof des 18. Jahrhunderts“ ab.

Portrait einer Frau
© privat
Dr. Gisela Haase

Im gleichen

Im gleichen Jahr begann Frau Dr. Haase ihre Tätigkeit in den Staatlichen Kunstsammlungen Dresden. Sie arbeitete zunächst als Führungsassistentin für die Gemäldegalerie Alte Meister, ab 1959 als wissenschaftliche Assistentin in der Gemäldegalerie Neue Meister. In dieser Zeit war sie aktiv in die Rückführung von 1945 durch die Rote Armee konfiszierter Kunst aus der Sowjetunion nach Dresden eingebunden. Während mehrerer Reisen nach Moskau und Kiew identifizierte und verpackte sie Objekte der Porzellansammlung und des Kunstgewerbemuseums. 1961 begann ihre Tätigkeit am Kunstgewerbemuseum – damals Museum für Kunsthandwerk – als wissenschaftliche Mitarbeiterin, verantwortlich für die Bereiche Möbel und Glas. 1974 wurde sie zur Kustodin ernannt.

1976 promovierte sie

1976 promovierte sie an der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg zum Thema „Das Dresdner Möbel im 18. Jahrhundert“. 1991 erhielt Frau Dr. Haase die Berufung zur Direktorin des Museums. Im Jahr 2000 wurde Dr. Haase in den Ruhestand verabschiedet.

Neben ihrer Museumsarbeit wirkte sie als Dozentin und Gutachterin an der Fachschule für Restauratoren in Berlin, an der Fachschule für Museologie in Leipzig und an der Technischen Universität Dresden, Institut für Baugeschichte, Architektur und Denkmalpflege. Sie war auch international vernetzt, u.a. durch ihre Arbeit im ICOM-Komitee für Glassammlungen und Glasmuseen und in der Internationalen Vereinigung für die Geschichte des Glases (A.I.H.V.).

Frau im Museum
© privat
Dr. Gisela Haase

Dr. Gisela Haase

Dr. Gisela Haase war, nach Hilde Rakebrand (1958-1964) und Gerda Weinholz (1968-1970), bereits die dritte Frau im Amt der Direktorin des Kunstgewerbemuseums.

Frau Dr. Haase hinterlässt ein umfangreiches publizistisches Werk. Die Bände „Dresdner Möbel des 18. Jahrhunderts“, Leipzig/Rosenheim 1983, fußend auf ihrer Dissertation und „Sächsisches Glas“, Leipzig/München 1988, sind als Standardwerke zu diesen Themen zu betrachten und bilden auch heute noch die Grundlage für weitergehende Forschungen, gleichzeitig gelten sie als Bestandskataloge des Kunstgewerbemuseums.

In ihrer Tätigkeit am Kunstgewerbemuseum verantwortete Dr. Haase eine große Zahl an Ausstellungen. Herausragend zu nennen sind „Friedrich Bundtzen. 20 Jahre Glasgestaltung in der DDR“, 1969, „Sächsisches Glas vom 17. bis zum Anfang des 19. Jahrhunderts“, 1974, „Lausitzer Glas – Geschichte und Gegenwart“, 1987, (alle in Schloss Pillnitz) sowie „Das Kunstgewerbemuseum Dresden. Von der Vorbildersammlung zum Museum. 1876 bis 1907, 1998 im Albertinum und „Jugendstil in Dresden. Aufbruch in die Moderne“, 1999 im Residenzschloss. Beide Ausstellungen demonstrierten eindrücklich das Potential des Bestandes und legten den Grundstein für eine stärkere Beschäftigung mit der Geschichte und Bedeutung von Kunstgewerbemuseen und Kunstgewerbeschulen. Dass diese Themen in unserem Haus in den letzten Jahren in vielfältiger Form intensiv wiederaufgenommen wurden, hätte sie sicherlich gefreut. Aber Gisela Haase setzte auch mit kleineren Formaten Zeichen, wie etwa mit der Reihe „Designimpressionen in Dresden“, die seit 1995 in mehreren Ausstellungen aktuelle Designer und Tendenzen des internationalen Produktdesigns nach Dresden holte.

Frau Dr. Haase war eine streitbare Kollegin und Chefin, die stets und wenn nötig mit Vehemenz das Wohl und die Entwicklung „ihres“ Museums im Blick hatte und die Akzeptanz „ihrer“ Objekte als gleichwertig gegenüber den anderen Sammlungen der SKD einforderte.

Frau Dr. Haase ist nach langer Krankheit am 22. August 2023 verstorben, der aktuelle Direktor Thomas A. Geisler und das Team des Kunstgewerbemuseums werden ihr Andenken in Ehren bewahren.

von Torsten-Pieter Rösler (Objektadministrator) und Kerstin Stöver (Wissenschaftliche Mitarbeiterin und Vertreterin des Direktors)

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