Kunstgewerblerin

Lilli Vetter

* 24. Januar 1889 in Passau
† 21. Dezember 1972 in Berlin
Geb. Trösch, auch Lilly, Elise, verw. Terstegen, verh. Vetter, auch Terstegen-Vetter

Lilli Vetter

Lilli Vetter wurde in Passau geboren. Sie besaß eine ältere Schwester, Mathilde, die in München an der Königlichen Kunstakademie Musterzeichnen studierte. Weitere Informationen zur Familien sind nicht bekannt.

Sie studierte ebenfalls in München, an welcher Ausbildungsstätte ist nicht bekannt. In München lernte die junge Frau den Modeschöpfer Paul Poiret kennen, der Beginn einer langjährigen Zusammenarbeit. Bereits 1913 entwarf sie Kleider für Poiret. Über ihn begegnete sie unter anderem dem Maler Marc Chagall, mit dem sie eine lebenslange Freundschaft verband.

Um 1913 heiratete Lilli Troesch in erster Ehe den an der Akademie der Bildenden Künste München ausgebildeten Maler Arthur Terstegen (ca. 1883-1915). Er starb 1915 wahrscheinlich an der Front im Ersten Weltkrieg. Nähere Daten sind nicht bekannt.

1914 beteiligte sich Terstegen an der Werkbundausstellung in Köln und an der Deutschen Gewerbeschau in München.

Ab 1917 ist ihre eigene Werkstätte für künstlerische Handarbeiten in der Münchner Clemensstraße 49 nachweisbar. Am 10. September 1919 heiratete Lilli Terstegen zum zweiten Mal, den fünf Jahre jüngeren Kunstmaler Ewald Vetter. Beide zogen nach Hohenaschau am Chiemsee. Sie bekamen ihre erste Tochter Anna Maria Elise, 1925 folgte die Geburt der zweiten Tochter Margarete.

1919 wurde Lilli Vetter  Mitglied des Deutschen Werkbundes, in den Verzeichnissen oft mit dem Doppelnamen Terstegen-Vetter geführt.

Für die Deutschen Werkstätten stellte sie Beutel in Perlstickerei her. Hinzu kamen bemalte Schreibmappen, Häkelarbeiten, Bildstickereien und Applikationen. Typisch waren märchenhaften Szenen mit Rittern, Einhörnern, mitunter Motive aus der orientalischen Geschichtenwelt. Im Auftrag der Deutschen Werkstätten fertigte sie Entwürfe vorwiegend mit kräftig farbigen floralen Mustern für die Wurzener Teppichfabrik.

Mit ihren gestalterisch und materialtechnisch äußerst vielseitigen, farbenprächtigen Applikationsarbeiten beteiligte sich Lilli Vetter in den 1920er Jahren regelmäßig an der Grassi Messe in Leipzig. Es folgten Teilnahmen an Kunstausstellungen, u.a. auch an der Ausstellung moderner Bildwirkereien in Dessau 1930. Zunehmend rückten biblische Themen in den Focus. Während es zuerst die Geschichten des Alten Testamentes waren, die sie in ihren Applikationsarbeiten umsetzte, gewann bald das Neue Testament mit der Leidensgeschichte Christi an Bedeutung. Ein Thema, das ihr ebenso wie Ewald Vetter wichtig war und von einer zunehmenden Religiosität zeugte.

Nach ihrem Umzug nach Berlin zu Beginn der 1930er Jahre stellte Lilli Vetter häufig mit ihrem Mann Ewald gemeinsam aus. Ihre Arbeiten befinden sich heute in vielen Museen Deutschlands, aber auch in den USA.

In den 1950er Jahren begann Lilli Vetter zu schreiben, vor allem Drehbücher für Rundfunk und Film. Keines wurde jedoch angenommen und umgesetzt.

Bis ins hohe Alter arbeitete Lilli Vetter künstlerisch aktiv und stellte ihre Werke aus. Sie starb 1972 in ihrem Haus in Berlin-Zehlendorf.

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