Künstlerin und Gestalterin, Entwerferin für Kunstgewerbe

Gertrud Kleinhempel

* 25. Dezember 1875 in Schönefeld bei Leipzig
† 29. Februar 1948 in Althagen
Geb. Gertrud Johanna Kleinhempel

Portrait Gertrud Kleinhempel
Portrait Gertrud Kleinhempel Historisches Museum Bielefeld

Gertrud Kleinhempel

In Leipzig geboren, wuchs Getrud Kleinhempel neben ihren Brüdern als einzige Tochter des Zollassistenten Friedrich Hermann Kleinhempel (1828-1883) und seiner Ehefrau Amalie Auguste Kleinhempel ebendort auf. Sie besuchte in Dresden die Zeichenschule des Frauenerwerbsvereins, wo sie Kunststicken lernte und 1894 den Abschluss als Zeichenlehrerin erwarb. Ihre Ausbildung setzte sie in München an der Damen-Akademie des Münchner Künstlerinnenvereins bis 1899 fort. Während ihres Studiums gab sie bereits privaten Zeichenunterricht in München und Augsburg und veröffentlichte Zeichnungen und Buchschmuck in der berühmten Kunstzeitschrift Jugend.

Nach ihrem Abschluss in München kehrte Gertrud Kleinhempel nach Dresden zurück, wo sie gemeinsam mit ihrer Kommilitonin Margarete Junge erste Möbel für die neu gegründeten Dresdner Werkstätten für Handwerkskunst, den späteren Deutschen Werkstätten Hellerau, entwarf. Sie gestaltete für die Deutschen Werkstätten mehrere Interieurs, die bis in die 1920er Jahre aufgelegt wurden. Ihre modernen, reduzierten Möbelentwürfe mit klaren, ausgewogenen Proportionen und ruhigen Formen, sowie zurückhaltendem Dekor, das Stilzitate vermied, erregten auch das Interesse des belgischen Kunstgewerblers und Architekten Henry van de Velde. Schon 1902 verließ sie die Deutsche Werkstätten und wurde für das Konkurrenzunternehmen Vereinigte Werkstätten für deutschen Hausrat, Theophil Müller tätig. In dieser Zeit gründete sie gemeinsam mit ihren Brüdern Erich und Fritz Kleinhempel, die ebenfalls für die Deutschen Werkstätten arbeiteten, eine private Kunstschule im Dresdner Stadtteil Striesen. Die Schule bildete sowohl Schülerinnen als auch Schüler in Textilarbeiten, Gold- und Silberarbeiten sowie im Entwurf von Buchschmuck, Glas, Porzellan und Möbeln aus. Gertrud Kleinhempel übernahm unter anderem den Zeichenunterricht. Die 1907 eröffnete Schülerinnenabteilung der Dresdner Kunstgewerbeschule bedeutete das Ende der Schule Geschwister Kleinhempel, die mehr junge Frauen als Männer ansprach. Trotz des Angebots diese neue Abteilung zu leiten, entschloss sich die anerkannte Gestalterin und Lehrerin zugunsten der Berufung nach Bielefeld an die Handwerker- und Kunstgewerbeschule als Leiterin der Fachklasse für Textil. An ihrer Stelle übernahm Margarete Junge die Position in Dresden. Im Jahr 1921 wurde Gertrud Kleinhempel zur ersten lehrenden weiblichen Professorin des preußischen Freistaats ernannt. Während ihrer Lehrtätigkeit trat sie weiterhin als Gestalterin in Erscheinung und nahm aktiv an diversen Ausstellungen für Kunstgewerbe teil. Bis in die 1930er Jahre blieb sie als Künstlerin aktiv und widmete sich intensiv dem Modezeichnen. Gertrud Kleinhempel war ihr Leben lang unverheiratet und kinderlos, auch weil die Anstellung als Lehrerin ihr die Ehe vertraglich untersagte. Sie lebte jedoch erst mit Else Hersel, einer ehemaligen Bielefelder Schülerin, und später mit der Weberin Ellen Andresen allen Anschein nach in Beziehung zusammen, wofür es jedoch keine endgültigen Belege gibt.

 

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