Gestalterin für Kunstgewerbe, Malerin

Emmy Seyfried

* 15. Juli 1888 in München
† 8. Mai 1969 in Gräfelfing bei München
Geb. Emilie Rosa Augusta Maria Seyfried, auch Emmi, Emilie, verh. Neeb, auch Neeb-Seyfried

Ein lila-gelbes Tapetenmuster
© SKD, Foto: Robert Vanis
Tapetenmuster, Emmy Seyfried, um 1910 Stadtarchiv Breisach/Sammlung Tapetenfabrik Erisman & Cie.

Emmy Seyfried

Als Tochter des Kaufmanns Augustus Seyfried und seiner Frau wuchs Emmy Seyfried in gutbürgerlichen Verhältnissen auf. Sie begann 1903, mit nur fünfzehn Jahren, ihre Ausbildung an der Königlichen Kunstgewerbeschule München.

Dort erlernte sie unter anderem kunstgewerbliches Zeichnen, sowie Architektur- und Musterzeichnen bei Lehrern wie Adelbert Niemeyer und Franz Widnmann. Nach ihrem Abschluss 1907 als Zeichenlehrerin, entschied sich Emmy Seyfried für eine Laufbahn als selbstständige Gestalterin im Bereich Kunstgewerbe. Nachdem sie womöglich schon zu Studienzeiten für Adelbert Niemeyer in seinem Atelier für Inneneinrichtung beschäftigt gewesen war, arbeitete sie mit Sicherheit ab 1908 in seinem von der Porzellanmanufaktur Nymphenburg eingerichtetem Atelier. Emmy Seyfried galt bald als Niemeyers Assistentin und gestaltete bemalte und geritzte Keramiken. Außerdem profilierte sie sich mit Entwürfen von Tapeten, Teppichen und anderen Textilien, die von namenhaften Firmen wie Hahn & Bach in München, Wilhelm Vogel in Chemnitz sowie Erisman & Cie. in Breisach umgesetzt wurden. Schon 1908 überzeugte die junge Kunstgewerblerin bei einer Ausstellung auf der Theresienhöhe in München mit ihren Arbeiten, sie wurden regelmäßig in zeitgenössischen Kunstzeitschriften gezeigt und besprochen. Die von Seyfried entworfenen reduzierten floralen und gegenstandslosen, zum Teil als mathematischen beschriebenen Gestaltungen wurden positiv rezipiert.

 

In den frühen 1910er Jahren wendete sich Seyfried vor allem dem Entwurf von Textilien zu. Zwischen 1910 und 1920 war sie bei den Deutschen Werkstätten mit Tapetenentwürfen und kurzzeitig auch mit Teppichentwürfen, die in Wurzen ausgeführt wurden, vertreten.

 

Emmy Seyfried war Mitglied des Deutschen Werkbunds und des Bayerischen Kunstgewerbevereins und konnte so regelmäßig an nationalen Ausstellungen teilnehmen, beispielsweise in den 1920er Jahren an den Grassi-Messen in Leipzig und zuvor an der Werkbund-Ausstellung 1914 in Köln.

 

1918 wandte sie sich die Glas- und Porzellanmalerei zu. Sie gestaltete Gläser mit filigranen Federzeichnungen für die Firma ihres Schwagers Fritz W. Egger in München und gründete eine eigene Porzellan- und Glasmalereiwerkstatt, für welche sie nicht nur Dekore, sondern auch Formen entwarf. Neben Vasen und Gläsern entstanden außerdem Beleuchtungskörper und Schmuck, wie Ketten und Knöpfe. Obwohl sich um 1925 Geschäftsverbindungen zur bekannten Porzellanmanufaktur Philip Rosenthal nachweisen lassen, beschränkte sich Seyfried ab 1930 auf die Gestaltung von geschliffenen und bemalten Gläsern.

 

Mit dem Umzug nach Hessen aufgrund ihrer Heirat am 27. März 1923 (vermutlich nach Mainz,) gab sie ihr Atelier in München auf. Gemeinsam mit ihrem Ehemann, dem Kaufmann und Juristen Ernst Neeb, richtete sie 1932 die Werkstatt Seyfried-Werkstätte, Ernst Neeb, Werkstätte für künstlerische Glasveredelung ein. 1938 zogen das Ehepaar und ihre Werkstätte nach Gräfelfing bei München um. Bemerkenswert ist, dass das Unternehmen des Ehepaars unter ihrem Namen als Seyfried-Werkstätte gegründet wurde; ebenso, dass die Werkstätte die Kriegsjahre überstand. Erst 1961 wurde diese nach dem Tod Ernst Neebs geschlossen. Emmy Seyfried blieb bis zu ihrem Tod in Gräfelfing bei München. Über Kinder des Ehepaars Neeb-Seyfried ist nichts bekannt.

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