Else Wenz - Viëtor
* 30. April 1882 in Sorau, Niederlausitz (heute Żary, Polen)
† 29. Mai 1973 in Icking
Geb. Viëtor, gesch. Rehm - Viëtor, verh. Wenz - Viëtor
* 30. April 1882 in Sorau, Niederlausitz (heute Żary, Polen)
† 29. Mai 1973 in Icking
Geb. Viëtor, gesch. Rehm - Viëtor, verh. Wenz - Viëtor
Else Wenz-Viëtor wuchs als Waisenkind bei ihren Großeltern in Freiburg auf. Der Kunsthistoriker Hans Hildebrandt (1878–1957), ein Freund der Familie, erkannte früh die Begabung Wenz-Viëtors und empfahl die Förderung ihres künstlerischen Talents.
Nach einer privaten Malausbildung setzte Wenz-Viëtor ihre Lehre 1901 in München an der Kunstgewerbeschule fort. In der Hoffnung auf einen anspruchsvolleren Unterricht wechselte sie bald zur Münchner Damen-Akademie, der Ausbildungsstätte des lokalen Künstlerinnen-Vereins. Außerdem nahm sie Privatstunden bei Angelo Jank, J. Leonhard und Heinrich Knirr, um sich im Porträt- und Aktzeichnen zu verbessern. Im Schwabinger Cafè Stefanie, einem Treffpunkt der Münchner Bohème, porträtiert sie prominente Persönlichkeiten wie Frank Wedekind, Stefan George und Fanny zu Reventlow.
Seit der erfolgreichen Teilnahme an Plakatwettbewerben von Faber Castell konnte sich Wenz-Viëtor als freischaffende Künstlerin behaupten. So erhielt sie 1903 erste Aufträge vom Leipziger Teubner-Verlag für Einbandillustrationen von Kinderbüchern. Obwohl Wenz-Viëtor die Kinderbuchillustration nie aufgab – ab 1909 arbeitete sie für den Verlag Alfred Hahn und in den 1920er- und 1930er-Jahren für den Verlag Gerhard Stalling –, wandte sie sich im Laufe der 1910er-Jahre der Gestaltung von Möbeln und Einrichtungsgegenständen zu. 1911 gestaltete Wenz-Viëtor die Einrichtung für Verkaufsstellen der Ostasiatica-Handlung Meyl und entwarf 1913 ein Teeservice für die Meißner Porzellanmanufaktur.
Bereits seit 1908 wird Wenz-Viëtor als ständige künstlerische Mitarbeiterin der Deutschen Werkstätten genannt: Die vielseitige Künstlerin lieferte Entwürfe für Möbel, Glas- und Porzellangefäße, Lampen, Metallarbeiten und Schmuck sowie Textilen und Tapeten. Auch Innen- und Ausstellungsräume gestaltete sie für die Deutschen Werkstätten. 1910 wird sie Mitglied im Deutschen Werkbund. Bis Mitte der 1930er-Jahre bleibt Wenz-Viëtor für das Dresdner Unternehmen aktiv.
Das Schaffen Wenz-Viëtors zeichnet eine enorme Materialvielfalt aus, da sie neben Buchillustration und Plakatkunst auch diverse Bereiche des Kunstgewerbes bediente. Dabei fällt ihre persönliche Handschrift, die von Symmetrie und dynamischer Linienführung geprägt ist.
1903 heiratete Else Viëtor den Kunstmaler Karl Rehm, 1903 kam ihr erster Sohn Harald zur Welt. 1913 wurde ihre erste Ehe geschieden und im gleichen Jahr heiratete sie den Architekten Paul Wenz, der seine Tochter Birgit in die Ehe mitbrachte. Gemeinsam hatten sie weitere drei Kinder: Ingrid, Hedda und Gerhard. Trotz der großen Familie blieb Wenz-Viëtor bis in die 1930er Jahre berufstätig. Vor allem in den 1920er Jahren zeugen zahlreiche Berichte in kunstgewerblichen Zeitschriften von der unermüdlichen Aktivität der Gestalterin, die ihr ermöglichte, ihre Familie in schwierigen Zeiten zu finanzieren. Während der Zeit des Nationalsozialismus zeigten sich Wenz-Viëtor und ihr Mann regimetreu.