Artists' Conquest. Inside – Outside

"Artists' Conquest" - Künstlerinnen und Künstler erobern Schloss und Park Pillnitz

Unter diesem Motto steht die Ausstellungsreihe, mit der die Staatlichen Kunstsammlungen Dresden und die Staatlichen Schlösser, Burgen und Gärten Sachsen in dem ehrwürdigen Kulturdenkmal zu unerwarteten Begegnungen einladen. Auf liebevolle, ironische, provokante, kommentierende oder reflektierende Weise wird in der Konfrontation aus historischem Ort und zeitgenössischer Kunstposition deutlich, wie sehr Geschichte und Gegenwart verbunden sind. 

  • Laufzeit 28.07.2022—31.10.2022

Thema

Mit dem Spiel von Innen- und Außenraum berührt das Werk „Inside-Outside“ von Chiharu Shiota bereits das Thema, auf das weitere Arbeiten aus der Schenkung Sammlung Hoffmann im Schloss und Park Pillnitz reagieren. Die einzelnen Positionen hinterfragen die Zuordnungen von Innen und Außen, von persönlichem und öffentlichem Raum, von Betrachtenden und Betrachtetem. In der Reflexion der künstlerischen Arbeiten schärft sich der Blick und fällt erneut auf das vermeintlich Bekannte. Erstaunlich, wie sich dadurch neue Blickwinkel einnehmen lassen und ein vertrauter Ort mit Überraschungen aufwartet. "Artists‘ Conquest" will neue Sicht- und Denkweisen eröffnen und eingeübte hinterfragen. Kunst und Kultur beflügeln zu diesem Zauber.

Chiharu Shiota

Die Bestandteile für die große Installation „Inside-Outside“ sammelte Chiharu Shiota auf Baustellen im Osten Berlins. Die hier zu einer neuen, fantastischen Architektur verbauten alten Fenster aus Holz wurden in der Nachwendezeit massenweise gegen Kunststoffrahmen ersetzt; ein Zeichen von Aufschwung und Modernisierung. Als Sinnbild durchlässiger Grenzen zwischen Innen- und Außenraum wirken sie wie Zeugen für das Leben, das sie einst umgaben. Im barocken Hauptsaal des Wasserpalais korrespondiert das zeitgenössische Werk nicht nur mit der historischen architektonischen Anlage dieses Gebäudekomplexes, dessen Fensterfront den Blick auf die dahinter fließende Elbe freigibt und inszeniert. Es verweist zudem auf das Wechselspiel von Natur und Kultur als eines der gestalterischen Leitprinzipien der komplexen Parkanlage.

Installation aus verschiedenen Fenstern in einem hohen Raum
© VG Bild-Kunst, Bonn 2022, Foto: Klemens Renner
Chiharu Shiota, Inside-Outside, 2009

Felix Gonzales-Torres

Die als glänzendes Feld ausgelegten Bonbons gehören zu den sogenannten „Candy Works“ des Künstlers Félix González-Torres. Sie wirken im Zusammenspiel mit dem prunkvollen Haauptsaal des Bergpalais' als eine zeitgenössische Antwort auf den barocken Überfluss. Doch zugleich brechen sie die Attitüde des Höfischen und Elitären: Denn die Bonbons dürfen gegessen werden. Der Aspekt der Teilhabe ist für González-Torres zentral. So vollendet sich sein Werk in seinem Verschwinden, genauer in seiner Einverleibung durch unzählige Besucher*innen. Im hiesigen Kontext reagiert die Installation auf die einst höfischen Räume und versinnbildlicht die barocke Bildsprache von Pracht und Vergänglichkeit.

Felix Gonzalez Torres, „Untitled“ (Placebo – Landscape – For Roni), 1993
© Felix Gonzalez-Torres Courtesy of The Felix Gonzalez-Torres Foundation Foto: Felix Meutzner
Felix Gonzalez Torres, „Untitled“ (Placebo – Landscape – For Roni), 1993

Roni Horn

Mit ihrer soliden Skulptur aus Glas gelingt es Roni Horn der Wandelbarkeit eine künstlerische Form zu geben. Transparent und spiegelnd zugleich, spielt „Deeps and Skies“ mit den Dualitäten von Schwere und Leichtigkeit, Festigkeit und Flüssigkeit, Innen und Außen. Während das Objekt im Inneren den Blick auf eine scheinbar endlose Tiefe preisgibt, erlaubt es zugleich, das Kuppelgewölbe des Saals und das Wolkenspiel hoch oben zu betrachten. Wie augenscheinlich die Oberfläche eines Gewässers wandelt sich die Erscheinung des Werks abhängig von den natürlichen Lichtverhältnissen und der Position der Betrachter*innen im Raum. In ihrer Audioarbeit „Saying Water“, die sie zur Londoner Themse verfasste, fordert die Künstlerin uns dazu auf, unsere eigene Beziehung zur Natur des Wassers zu befragen und entwickelt dabei ein kraftvolles Vokabular über die universellen Eigenschaften des Wassers, dessen physische, sinnliche, unergründliche und manchmal verlockend bedrohliche Eigenschaften.

Roni Horn, Deeps and Skies, 1995/96
© Roni Horn Foto: Felix Meutzner
Roni Horn, Deeps and Skies, 1995/96

On Kawara

In einem endlosen Fluss immenser Jahreszahlen, erlaubt uns On Kawara in der Abgeschlossenheit des Palmenhauses über Zeitlosigkeit und Unendlichkeit zu meditieren. Der zu hörenden Lesung liegen seine Chroniken „One Million Years (Past + Future)“ zugrunde: auf Schreibmaschine geschriebene Buchbände, die die Jahreszahlen von 998031 v. Chr. bis 1001995 n. Chr. enthalten. Der mit jeder monoton vorgetragenen Jahreszahl aufs Neue unternommene Versuch, Zeit chronologisch zu ordnen, zu objektivieren und als Maßstab unserer Existenz messbar zu machen, scheitert jedoch an der Relativität der menschlichen Beziehung zu der Zeit. Während ein Jahrhundert in wenigen Minuten an uns vorbeizieht und der kaum mögliche Gedanken auf eine Million Jahre Vergangenheit und eine Million Jahre Zukunft gerichtet ist, unterstreicht das Werk den abstrakten Charakter von Zeit und lässt Relationen von Historie schwinden.

Richard Long

In seinen Arbeiten erklärt Richard Long Naturbeobachtungen, die er auf seinen Wanderungen gemacht hat, zur Kunst. So wandert er tage- und wochenlang durch Landschaften und stellt sich Aufgaben, wie zum Beispiel das Verfolgen eines Flussufers oder das Aufheben und Ablegen von Steinen in bestimmten Abständen entlang seines Weges. Damit erweitert er sein skulpturales Schaffen um Aspekte der Performance- und Konzeptkunst. Immer wieder verwendet er Kreis- und Spiralformen, die er mit natürlichen Materialien wie Stein oder Lehm formt. Die Skulptur ist kein Versuch einer Darstellung der Natur, sondern ist ein ästhetisches Dokument von Longs Auseinandersetzung mit der Natur und poetische Beschwörungen deren Schönheit und Erhabenheit, wie sie in der Zurückgezogenheit des solitären Teehauses Anklang findet.

Richard Long, Small Napoli Spiral, 1984
© Foto: Felix Meutzner
Richard Long, Small Napoli Spiral, 1984

Marijke van Warmerdam

Eine glasklare, perfekt anmutende Kugel liegt auf einem flachen Podest. Sie wirkt wie aus Glas oder Kristall, doch sie ist aus Eis; sie schmilzt und vergeht. Marijke van Warmerdam beschäftigt sich in ihren Werken mit einfachen Dingen und deren Beobachtung. Sie ist vor allem für ihre kurzen Filme bekannt, die in Dauerschleife oft eine unerwartete Perspektive auf die Schönheit von Kleinigkeiten des Lebens liefern. Mit der Arbeit „Eiskugel“ verhält es sich ähnlich. Das Werk verändert sich unablässig. Dennoch sind Geduld und Aufmerksamkeit vonnöten, um diese stetige Wandlung wahrzunehmen. Im Zusammenklang mit dem Palmenhaus als einer Kapsel mit eigenen klimatischen Bedingungen adressiert van Warmerdams „Eiskugel“ Fragen nach Nachhaltigkeit, Aufwand und Vergeudung, Mittel und Zweck, in deutlicher und zugleich vielschichtiger Weise.

Marijke van Warmerdam, Eiskugel, 1998
© Marijke van Warmerdam Foto: Felix Meutzner
Marijke van Warmerdam, Eiskugel, 1998

Link zu AC 2021 und Schlösserland

Artists' Conquest 2021                                                                          Schlösserland Sachsen

In Kooperation mit:

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Weitere Ausstellungen

Weitere Ausstellungen der Staatlichen Kunstsammlungen Dresden
30.04.2022 —27.07.2022
24.06.2022 —25.09.2022

Gestaltung um 1800

im Schloss Pillnitz

Goldener Kronleuchter
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