Raumansicht mit Kunstwerken an den Wändern
© Myriam Thyes, Dresden 2021

Artists' Conquest

Unter dem Motto  „Artists’ Conquest“ steht die Ausstellungsreihe, mit der die Staatlichen Kunstsammlungen Dresden und die Staatlichen Schlösser, Burgen und Gärten Sachsen in dem ehrwürdigen Kulturdenkmal zu unerwarteten Begegnungen einladen. Auf liebevolle, ironische, provokante, kommentierende oder reflektierende Weise wird in der Konfrontation aus historischem Ort und zeitgenössischer Kunstposition deutlich, wie sehr Geschichte und Gegenwart verbunden sind. 

  • Laufzeit 14.08.2021—31.10.2021

Alle drei Palais

In der Reflexion der künstlerischen Arbeiten schärft sich der Blick und fällt erneut auf das vermeintlich Bekannte. Erstaunlich, wie sich dadurch neue Blickwinkel einnehmen lassen und ein vertrauter Ort mit Überraschungen aufwartet. »Artists‘ Conquest« will neue Sicht- und Denkweisen eröffnen und eingeübte hinterfragen. Kunst und Kultur beflügeln zu diesem Zauber.

Margret Eicher

Margret Eicher bezieht sich mit ihren Medientapisserien auf Funktion und Wirkung der historischen Tapisserie des 17. Jahrhunderts. In der Epoche des Barock dienten höfische Wandteppiche vorrangig politischen Zwecken und optimierten ihre Funktionen von Machtrepräsentanz, weltanschaulicher Kommunikation und Propaganda. Vergleicht man dies mit zeitgenössischen Massenmedien, ergeben sich verblüffende Parallelen. Margret Eicher schöpft bei der Wahl ihrer Themen aus den Bildwelten von Werbung, Journalismus, Film und Internet. Inhaltlich korrelierende Versatzstücke werden aufwändig digital collagiert und schließlich computergestützt gewebt.

Margret Eicher, Assunta, 2020
© Margret Eicher
Margret Eicher, Assunta, 2020

"Die Tapisserie

"Die Tapisserie findet […] in den Arbeiten der Künstlerin zu ihrer ursprünglichen Funktion als Kommunikationsmittel zurück und hinterfragt als feinsinniges Zitat die Macht von Bildern in heutiger Zeit." (Katja Schmitz-von Ledebur, Weltliche Schatzkammer Kunsthistorisches Museum Wien).

Luzia Simons

Der Dialog der Arbeiten von Luzia Simons mit historischen Gemälden ist nur scheinbar spielerisch. Mit der Entdeckung der "Neuen Welt" in der "Barock" genannten Epoche, dieser ersten Globalisierung, waren gewaltige wirtschaftliche und wissenschaftliche Umstürze des Weltbildes (Galilei) einhergegangen. Ausplünderungen und Kriege allenthalben, und die alle Lebensbereiche durchdringenden Unsicherheiten äußerten sich in der Haltung des Carpe Diem. Es war eine Zeit des gesellschaftlichen Umbruchs mit vielen Parallelen zur heutigen Zeit. Die Scannogramme von Tulpen, die Luzia Simons unter dem Werktitel Stockage subsumiert, verweisen nicht nur auf den kulturellen Transfer von Asien nach Europa, oder die Problematik eines ausschließlichen Marktwertes (Tulpenzwiebeln führten 1637 zum Börsenkrach), sondern reflektieren auch ästhetische Bezüge zu den Motiven barocker Bildsprache wie Pracht und Vergänglichkeit oder der Dramatik der Hell-Dunkel-Szenerien. Gewandelt hat sich indes die zeitgemäße Perspektive – es ist die digitale Jetztzeit.

Luzia Simons, Pillnitz Kamelien, 2021
© Luzia Simons, VG Bild-Kunst Bonn 2021
Luzia Simons, Pillnitz Kamelien, 2021

"So schlägt Luzia Simons

"So schlägt Luzia Simons mit ihrem Werkzyklus Stockage einen Bogen vom 17. Jahrhundert bis in unsere heutige Zeit mit ihren Aspekten von Globalisierung und multikulturellen Prägungen. Die Vielfalt der metaphorischen Verweise verwandelt das vermeintlich 'liebliche' Sujet eines Blumenstückes in ein spannendes diskursives Medium." (Claudia Emmert)

Rebecca Stevenson

In den Skulpturen von Rebecca Stevenson wird der Exzess des Barockzeitalters obsessiv fortgesetzt. Vertraute Motive aus der Kunstgeschichte (eine Porträtbüste oder ein Stilleben) werden akribisch nachgeformt und dann verfremdet oder umgestaltet. Oberflächen werden aufgeschnitten und auseinandergenommen und die entstehenden Hohlräume mit frischen Rosen oder üppigen Fruchtarrangements dekoriert. Diese Metaphorik des Überflusses, die wahrlich eine "Augenfreude" darstellt, verhüllt und steigert zugleich die Spannung, die von der Arbeit ausgeht.

Rebecca Stevenson, Little Fugue, 2016
© Rebecca Stevenson
Rebecca Stevenson, Little Fugue, 2016

Indem sie die traditionellen

Indem sie die traditionellen Funktionen einer Skulptur – Kontinuität, Macht und Heldentum zu vermitteln – umkehrt, zeigen Stevensons Arbeiten das barocke Objekt als wandelbar und instabil. Die Künstlerin arbeitet meistens mit Wachs, einem Material, das Fleisch imitiert und mit dem Durchsichtigkeit und Vergänglichkeit assoziert werden. Selbst wenn ihre Arbeiten in Bronze gegossen sind, vermitteln sie über ihren verletzlichen, sich fragil entfaltenden Charakter Flüchtigkeit, Verfall und Dekadenz. Die daraus entstehenden Skulpturen sind gleichzeitig schön, unheimlich und absurd.

Myriam Thyes

Die Themen und Bild-Forschungen von Myriam Thyes kreisen um gesellschaftliche und kulturelle Symbole, ihre Bedeutungen und Wandlungen. Die Künstlerin geht davon aus, dass alles, was wir wahrnehmen (und somit interpretieren), sowie alles, was wir produzieren und gestalten, "Glaubenssache" ist. Thyes arbeitet mit bekannten und mächtigen Zeichen, Werken und Gestalten aus Politik, Architektur, Religionen und Hollywood-Filmen. Zugleich sucht sie nach "verlorenen" und "vergessenen" Symbolen, die eine andere Sprache sprechen als die der (Definitions-) Macht. Motive aus unserer Umgebung werden zu Metaphern für kollektive psychische Befindlichkeiten.

Myriam Thyes, Trisolaris, Traubenbaum, 2021
Myriam Thyes, Trisolaris, Traubenbaum, 2021

Mittels Video(-Collage), Animation

Mittels Video(-Collage), Animation und Fotomontage transformiert Thyes diese Symbole und zeigt sie in neuen Zusammenhängen. So verlieren die mächtigen Bilder etwas von ihrer Autorität, werden beweglich, durchlässig und für uns heute produktiv. Symbole für Identitäten werden zu Elementen von Dialogen. Die Animation "Trisolaris Chinoiserie" basiert auf den chinoisen Fresken am Bergpalais von Schloss Pillnitz. Teile der Fresken erscheinen auf drehenden Kugeln, gleichsam Himmelskörpern. Die drei Kugeln neben einander verweisen auf die Science-Fiction-Trilogie "Trisolaris" von Cixin Liu. Motive aus den Fresken lösen sich von den "Planeten" und verwandeln sich in heutige Motive aus China. So entsteht eine moderne "Chinoiserie". In ihrer Filmheldinnen-Serie befragt Thyes ein heute propagiertes Frauenbild, wonach Frauen alle einst weiblichen UND alle einst männlichen Ideale erfüllen sollen.

weitere

Weitere Ausstellungen der Staatlichen Kunstsammlungen Dresden

Kunstgewerbemuseum

im Schloss Pillnitz

gelber Kasten mit vier Füßen
01.06.2021 —27.06.2021

Spoon Archaeology

London Design Biennale 2021, Somerset House

15.10.2021 —06.03.2022

Deutsches Design 1949 – 1989

im Kunsthalle im Lipsiusbau

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