Ausstellungsmotiv "table talks – Tischgespräche"

table talks

Design-Studierende aus Berlin und Kopenhagen bitten zu Tisch

Design-Studierende der weißensee kunsthochschule berlin und der Royal Danish Academy of Fine Arts (KADK) in Kopenhagen haben sich ein Semester lang mit der Fragestellung auseinandergesetzt, wie Objekte aus Porzellan, Keramik und Glas die Kommunikation am Tisch auslösen, unterstützen und beeinflussen können.

  • Laufzeit 27.04.2019—03.11.2019

table talks

Barocke Tafeln zierten „Conversation Pieces“. So ein „Gesprächsobjekt“ ist keineswegs reine Dekoration, sondern laut Definition des Cambridge English Dictionary „an unusual object that causes people to start talking“. Wie müssen Objekte beschaffen sein, die Gesprächsstoff auf den Tisch bringen können?

Eine Mahlzeit dient nicht nur der Nahrungsaufnahme, sondern ist verbunden mit einem komplexen Geflecht aus Sinneswahrnehmungen, sozialen Interaktionen und nicht zuletzt Kommunikation. Am Tisch begegnen sich Kulturen mit ihren unterschiedlichen Sitten, Ritualen und Tabus. Wie können Objekte beschaffen sein, die Teil einer solchen Mahlzeit sind und dabei mehr als nur Behälter von Nahrung?

Die Ergebnisse des Projekts, von funktionalen Objekten über Materialexperimente mit keramischem 3D-Druck und Glas bis zu Installationen, fügen sich in das große Ganze einer räumlichen Inszenierung in zwei Sälen im Kunstgewerbemuseum Schloss Pillnitz in Dresden. Sie werden so präsentiert, dass sie miteinander und mit dem Raum kommunizieren und, last, but not least, die Besucher zum Dialog einladen.

Ausstellungsmotiv "table talks – Tischgespräche"

Elis Ottosson: Nätblåst

Aus meinem textilen Hintergrund heraus kam als erstes der Impuls, Glas in eine weiche Form blasen zu lassen. Basalt ist ein vulkanisches Gestein und wird oft als Baumaterial oder Straßenpflaster verwendet. Es kann aber auch eingeschmolzen und zu hitzefesten Fasern verarbeitet werden, deren Eigenschaften denen von Glasfasern ähneln – was nahelegt, sie mit Glas zu verbinden. Das Projekt ist inspiriert von der alchimistischen Neugier der Barockzeit, die Materialien miteinander zu vereinen suchte, die nicht zusammengehören. Ein weiteres barockes Thema ist, Natur zu ordnen und unter Kontrolle zu bringen. Meine Netze geben dem Glas Grenzen, aber erlauben ihm auch, seine Natur zu entfalten – was schließlich zu einer faszinierenden Synthese aus natürlichen und technischen Elementen und zu üppigen „barocken“ Formen führt.

Elena Eulitz: Jelly Effect

Im Barock speisten Machthaber in aller Opulenz vor den Augen des Volkes. So wurden Hierarchien klargestellt und eine Aura des Unerreichbaren geschaffen. Essen als Spektakel. In den 60er Jahren erlebte diese Inszenierung eine merkwürdige Wiedergeburt: mit Objekten aus Obst und Fleisch, essbaren Schachspielen, mehrstöckigen Pasteten ... diesen „kleinen Luxus“ leistete sich diesmal jedoch nicht die Oberschicht, sondern das Volk selbst, also das in der Nachkriegszeit neu aufblühende Kleinbürgertum, das sich nun in einer heilen Familienidylle einrichtete. 

Bis heute geblieben

Bis heute geblieben ist die Götterspeise, die durch ihre farbenfrohe Erscheinung und billigen Zutaten ein Sinnbild ihrer Zeit wurde. Dessen Glibbereffekt wird hier in „luxuriösen“ Glas- und Keramikobjekten aufgegriffen, deren Oberflächenstruktur an Trauben erinnert und eine künstliche Fülle erzeugt, schwankend zwischen Opulenz und Fake.

Esben Kaldahl: Candelabra

Dieses Objekt stellt die Qualitäten von Porzellan zur Schau, die während der Zeit des Barock so hoch geschätzt wurden: den reinen Weißton des Materials und seine Transluzenz. August der Starke versuchte, die Zusammensetzung des „Weißen Goldes“ mit der Kunst der Alchemie zu entschlüsseln. Die Arbeit nähert sich dem Porzellan ebenfalls alchemistisch – sie spielt mit der Originalrezeptur, um ein neues Material zu schaffen. 

Das Resultat führt

Das Resultat führt die Eigenschaften der Porzellanmasse und der Glasur zusammen: Das Material lässt sich formen und dekorieren, aber im Brand fällt es in sich zusammen. Seine Ornamente werden während des Brennprozesses verzerrt, ihr Ausdruck wird durch das Material selbst geformt.

Dan Saroussi: Hybrid

In der Barockzeit waren Vasen bedeutende Kunstobjekte, oft an prominenter Stelle präsentiert, um Wohlstand zur Schau zu stellen und Konversationen über ihre Herkunft und Hintergründe anzuregen. Die Vasenserie „Hybrid“ versucht, diese Funktion in den Kontext der Gegenwart zu übertragen. 

Die Vasen zeigen

Die Vasen zeigen eine radikale Kombination von Alt und Neu, indem sie traditionelle Formen mit modernen und digitalen Technologien verbinden. Die klassische Vasengrundform wird gebrochen durch neue Oberflächenstrukturen – so kontrastieren bei einigen Exemplaren traditionelle Unterhälften mit textilartig anmutenden 3D-gedruckten Oberteilen, bei anderen zieht sich die Verfremdung durch den 3D-Druck über den ganzen Korpus. Es sind irritierende Hybride, die neue Sichtweisen evozieren und die Frage nach der Zukunft von Handwerk und neuer Ästhetik im digitalen Zeitalter aufwerfen.

Jeppe Søndergaard: Layers & Growths

Die Erschaffung von Texturen in Porzellan zielt darauf, wieder eine Neugier für das einst exotische Material und seine Verwendung zu wecken, das heute seine Exklusivität verloren hat. Stattdessen wurde Zeit zum neuen Luxus, die für barocke Handwerker wiederum eine selbstverständliche Grundbedingung war. Die Herstellungstechnik für diese Objekte ist zeitaufwendig. 

Sie werden aufgebaut

Sie werden aufgebaut durch unzählige Pinselstriche flüssigen Porzellans und schaffen – mit jeder Schicht wachsend – eine Art organisches Ornament, das aus dem Material selbst heraus Bewegung und Tiefe erzeugt. So entwickelt das glatte Porzellan eine kostbare Taktilität, und bei näherem Hinsehen können erstaunliche Strukturen entdeckt werden.

Katarina Egsgaard: Ornament ist und erzählt von Zeit

...und es ist wieder zurück: auf Textilien und Tapeten, Gebäuden und Muffins. Im Zuge des Modernismus wurde Dekoration zurückgedrängt und erlebt nun eine Renaissance. In der Ära des Barock schien sie niemals in Frage gestanden zu haben: 

Engel und Ananas

Engel und Ananas, Teufel und Delphine waren unverzichtbar in allen denkbaren visuellen Äußerungen – als appetitanregende Häppchen auf der gedeckten Tafel, Augen und Gaumen kitzelnd und Fantasiebilder exotischer Kulturen und Kreaturen weckend – schamlos das Mahl selbst an Glanz übertreffend. Terrine mit Tablett, inspiriert vom Zauber der geschlossenen Formen des Barock – Behälter für geheimes Begehren.

Elif Çak Köm: Mono

Das sinnliche Erleben des Essens basiert nicht nur auf den olfaktorischen Reizen oder den Signalen, die die Rezeptoren der Zunge erreichen; die verschiedenen Eigenschaften von Nahrung, zu denen auch ihre visuelle Erscheinung gehört, beeinflussen die Sinneswahrnehmung als Ganzes. 

Elif Çak Köm: Mono

So bewirkt z. B. der sogenannte Bouba-Effekt, dass man Speisen als süßer wahrnimmt, wenn sie in gerundeten Gefäßen serviert werden.Mono ist eine Gruppe von Schalen, die die Wahrnehmung von Nahrung durch ihre Formen intensivieren. Die Schalen zelebrieren die Übertreibung des Barock. Eine Sinneserfahrung stößt die nächste an, und es entsteht ein multisensorisches Erlebnis. Die runden Linien der Schalen werden durch ihre glänzende Glasur zusätzlich hervorgehoben. Mit ihren unbegrenzten Möglichkeiten, Speisen mit Formen zu kombinieren, bieten die Mono-Schalen auch so etwas wie eine Leinwand für den Koch.

Aviaja Troelsen: Contestant

Es begann mit einem Zustand der Leere und Suche, in dem ich mich nach einigen Tagen Porzellan-Sightseeings in Dresden 2018 wiederfand. Die Dichte und schiere Menge von ornamentgeschmückten Porzellanobjekten brachten mein Inneres in Aufruhr und erzeugten Zweifel an der Relevanz von Inhalt, damals wie heute.

Unter dem Meta-Thema

Unter dem Meta-Thema Gier untersuche ich die Materialität von Porzellan, indem ich eine Art Ornament als Nebeneffekt des Schreibens in Ton erzeuge. Das Gedicht zeichnet sinnliche Atmosphären und Bilder eines üppigen barocken Banketts – auf diese Weise möchte ich Teilnehmer und Zuschauer der Szenerie ansprechen.

Hao Du: Bissen und Schluck

Wie viele Bissen nimmt man bei einer Mahlzeit zu sich? Immer wieder ist mir die Rolle der Konzentration für die Erfahrung des Essens aufgefallen. Ich denke an einige Gerichte aus der asiatischen Küche, die in kleinen und für jeden Bissen bemessenen Portionen auf den Tisch kommen. Sie fördern die Aufmerksamkeit für das Einzelne, im Gegensatz zu den großen Portionen und „ungleichmäßigen Perlen“ der hierarchischen barocken Tafel oder des westlichen Mittagstischs. 

In diesem Esstisch-Theater

In diesem Esstisch-Theater gibt es keine Hierarchie, aber trotzdem Identity. Die Akteure sind kleine Gefäße aus geometrischen Formen, die in unterschiedlichen Proportionen kombiniert werden. Keine Kombination gleicht der anderen, und einige fallen auch aus dem Rahmen. Gemeinsam visualisieren sie die Mahlzeit einer Person, aufgeteilt in kleine und große Bissen und Schlucke, die alle Aufmerksamkeit genießen.

Sophie Olivia Taleja Schmidt: Gaze Train

„Gaze Train“ ist eine Serie bunter Überfang-Weingläser, die für mehr Weltoffenheit zwischen den Kulturen stehen. Mit dem Motiv des Zuges erzeugen sie unmittelbare Assoziationen an die Erfahrung des Reisens. Die für ein Trinkglas ungewöhnlichen Fenster lenken den Blick des Betrachters in einen Innenraum, aus dem man imaginär auch wieder hinausschauen kann. So werden im Kopf Bilder geweckt, wie man auf Zugreisen durch die Fenster auf fremde Landschaften und Kulturräume blickt. 

Gleichzeitig

Gleichzeitig verkörpern die Gläser die vielfältigen Reise- und Migrationsbewegungen, die unsere globale Gesellschaft prägen. Eine „bunte Reisegesellschaft“, die in die Welt hinaustritt und zu einem neuen Miteinander zwischen Menschen verschiedener Kulturen auffordert.

Thalea Schmalenberg: Hidden Glories

Im Barock wurde gesellschaftliche Macht unter anderem durch prunkvolles Geschirr und Glas demonstriert, im Kontrast zu den schmucklosen Tongefäßen der einfachen Bevölkerung. Heute zeigt sich Luxus dagegen eher in bewusster Schlichtheit, Reduktion und handwerklicher Fertigung. Die Zuordnungen haben sich umgekehrt. Die zweiteiligen Trinkgefäße der Serie Hidden Glories spiegeln dies in einer gegenläufigen Verwendung der sozial konnotierten Materialien wider. Während die aus Ton hergestellten Füße durch ihre komplexe, digital reproduzierbare Ornamentik eine hochwertige Anmutung erhalten, fehlt den auf ihnen ruhenden Glasteilen jegliche Verzierung.

Stattdessen

Stattdessen weisen sie die feinen Unregelmäßigkeiten eines in einem alten Verfahren (Glasblasen in Tonformen) hergestellten Einzelstücks auf. Die Trennung der Sphären ist nicht aufgehoben, sondern nur neu kodiert

Cindy Valdez: Tüffel

Hinter der Kartoffel steckt eine lange Migrationsgeschichte. Eine Knolle mit unterschiedlichsten Erscheinungsformen, die ursprünglich aus den peruanischen und bolivianischen Anden stammt. Erst im 18. Jahrhundert fand sie in Deutschland größere Verbreitung, Friedrich der Große hat sein Volk wegen ihres hohen Nährwerts sogar dazu gezwungen, Kartoffeln anzubauen. 

Später

Später wurde der von der Bevölkerung zuerst abgelehnte Exot zu einem festen und immer einheitlicheren Bestandteil der heimischen Küche. Die Arbeit stellt die vergessene historische, kulturelle und natürliche Vielfalt der Kartoffel in den Vordergrund. Mit handgeformtem Ton und digitalem 3D-Druck werden verschiedenartige Formen und Farben von Kartoffeln aufgegriffen und ihre globalen bäuerlichen Ursprünge in Erinnerung gerufen.

Ella Einhel: zuMessen

Aufbewahrungsgefäße waren früher simple Behälter aus Eisen oder Keramik, die achtlos behandelt und irgendwann weggeworfen wurden. Bei den noch erhalten gebliebenen nehmen wir heute die Qualität ihrer puristischen Formgebung und unmittelbaren, handwerklichen Materialität wahr. Wenn wir das auf das aktuelle Pendant, billige Plastikverpackungen aus dem Supermarkt, übertragen, lässt sich auch für dieses Wegwerfmaterial ein anderes Weiterleben vorstellen. Im Projekt „zuMessen“ werden  beide Materialien kombiniert und in einer neuen alten Form wiedergeboren. 

Entstanden

Entstanden ist ein funktional weitergedachtes Produkt, in dem die Keramik als Gefäß und der recycelte Plastikdeckel als Maßeinheit gestaltet wurde. Ein Objekt, in dem Luxus und Billiges, Geschichte und Gegenwart, Ästhetik und Alltag verschmolzen sind.

Christin Amann: Ordre Coulant

Die barocke Tafel bedurfte einer sorgfältigen und streng durchdachten Vorbereitung. Ein unscheinbarer Trick spielte hierbei eine besondere Rolle. Um die genaue Ausrichtung aller nach einem festgelegten Plan verteilten Elemente zu garantieren, wurde die Tischdecke vorab mit einem kleinen Knick versehen. Nach dem Eindecken war er nicht mehr zu erkennen, blieb aber für die Komposition der Tafel entscheidend. In Ordre Coulant tritt diese Hilfsstruktur, die auch für die unsichtbare Präsenz der Dienerschaft stehen kann, in den Vordergrund und wird zum sichtbaren Akteur. Der Knick erscheint nun als freie, fließende Form, und die anderen Elemente passen sich ihr an. Ein neues Spiel entsteht, Regeln und Hierarchien kehren sich um und die Objekte treten in neue Relationen.

Nicholas Plunkett: Inner Beauty

Das Glasgeschirr muss wahrgenommen werden. Es irritiert. Diese emporragenden Objekte bilden eine Hierarchie und nehmen Einfluss auf die Präsentation der Speisen und wie wir sie zu uns nehmen. Zudem erzeugen sie allein durch ihre besondere Materialität eine bewusstere Wahrnehmung, denn die lichtbrechenden Eigenschaften des Glases führen zu optischen Verzerrungen, Fragmentierungen, Rhythmisierungen der darunter liegenden Gerichte. Porzellanschalen verschiedener Höhe führen die strukturierende Funktion des Glasgeschirrs fort. Für sich haben die einzelnen Teile weder eine spezifische Funktion noch sind sie einem bestimmten Gericht zugeordnet. Der Nutzer selbst entscheidet über ihre Reihenfolge und Verwendung.

Angeliki Koutsodimitropoulou: Mental Matter

Bei Mental Matter handelt es sich um einen Satz von Objekten, die Menschen dazu anregen sollen, visuelle und taktile Aspekte ihres Tischgesprächs einzubeziehen oder auf eine bestimmte Abstraktionsebene zu gelangen. Jedes Objekt hat auch eine bestimmte Funktion für das Essen oder Trinken. Jede Komposition von Objekten eröffnet wiederum Interpretationsspielräume, die Worte allein nicht darstellen können.

„Aber wie beginnen

„Aber wie beginnen wir, die Bilder in unserem Kopf aus Materie zu erschaffen?“ So Antonio Damasio, einen Ort beschreibend, an dem wir waren. Handlungen, die an einem solchen Ort stattfanden. Ein Fahrradunfall. Ein abstraktes Prinzip. Oder die Art, wie ein Prozess abläuft.

Rasmus Degn: Melting Pearls

Vom Barock bis in die heutige Zeit wurde die Perle als etwas Besonderes und Wertvolles wahrgenommen. Desgleichen galt Porzellan ursprünglich als sehr wertvoll, wurde jedoch nach und nach immer mehr Teil unseres Alltags.

Dieses Projekt

Dieses Projekt untersucht die Beziehung zwischen der Perle und dem Porzellan, sowohl hinsichtlich ihrer Materialität als auch ihrer Form, und reflektiert diese als eine abstrakte Erzählung. Die perlenartigen Elemente werden aus einem herausgelösten Inhaltsstoff des Porzellans hergestellt und schließlich auf die rohe Porzellanmasse aufgebracht. Ihre zunächst runde Form folgt im Brennprozess der Schwerkraft.

Tom Wagner: Alia

Der schwere bauchige Korpus hebt sich zaghaft vom Boden und gleitet in einer fließenden Bewegung dahin. Ein fremdes Wesen. Ein vorsichtiges Streifen der Oberfläche mit den Fingerspitzen. Die Finger folgen den organischen Konturen. Behutsam werden sie von den Händen umschlossen. Eine leichte Spannung baut sich auf und verstärkt sich langsam. Die Form löst sich wie in Zeitlupe vom Boden, gleitet in die Handflächen, und ein Hohlkörper wird sichtbar. Alia stellt sich als Verfremdung eines Teeservices dar, das seine Funktion zunächst verbirgt und uns dazu führt, vertraute Objekte und Funktionen auf neue Weise wahrzunehmen.

Andrea Bensi: Origem

„Scotch. Straight up“. Der Bartender serviert mir das Nosing-Glas. Bernsteinfarbenes Destillat. Ein Schwenken, ein Kitzeln in der Nase, der erste Schluck – eine Geschmacksexplosion. Mit Ecken und Kanten. Ein Lächeln. Ein Nicken. Er versteht. Behutsam gießt er den Whisky in das Rührglas und ergreift die Dashbottle. Das Beimengen weiterer Ingredienzen gleicht einem Tanz.

Mit Eis

Mit Eis wird der Drink gerührt, ehe er in den Tumbler eingeschenkt wird. Ein Lächeln. Ein Nicken. Ich verstehe. Ein Schwenken, ein Kitzeln in der Nase, der erste Schluck – eine Geschmacksexplosion. Die Ecken sind geglättet. Rund und kantig, wie das Behältnis in dem er serviert wurde. Die Formen des Barsets leiten sich, ebenso wie das aus dem Portugiesischen stammende Wort Barock, von den ungleichmäßig geformten „Barocco“-Perlen ab.

Nadine Trushina: Déchu

Die Porzellansammlung Dresden spiegelt auf beeindruckende Weise die Bedeutung der Orangerien für das höfische Leben in der Zeit Augusts des Starken wider. Die dort gezogenen Orangen waren wertvoll und exklusiv, Sammlerobjekte statt Konsumwaren, und wurden vielfach in ebenso wertvollen Gemälden und Porzellanobjekten dargestellt. Heutzutage sind sowohl Orangen als auch Porzellan Massenprodukte unseres Alltagslebens.

Die Orangen

Die Orangen aus den barocken Orangerien waren naturgemäß klein und unberührt von den heutigen agrarindustriellen Methoden, und ihre Porzellanabgüsse kamen sogar noch etwas kleiner aus dem Brand. Für meine Tassen habe ich genetisch veränderte Früchte abgeformt, die länger frisch bleiben und unnatürlich groß sind, und dabei sehr detailgenau reproduziert. Wie ihre barocken Vorbilder überführen sie eine natürliche in eine ästhetische Erfahrung, stellen dabei aber sowohl Natur als auch menschliches Artefakt in einen radikal veränderten Kontext.

Maja Rose Valbjørn: Potated

In ganz Europa zeigten Herrscher früher eine Vorliebe dafür, ihre Kleidung oder ihr Haar mit den purpurnen Blüten der Kartoffelpflanze zu schmücken. In dieser Arbeit ist es aber die gewöhnliche, unscheinbare Kartoffel, transformiert in eine porzellanene Hülle, die eine Parallele zwischen der Selbstdarstellung der Reichen und Mächtigen in der Zeit des Barock und in der Gegenwart herstellt. Die Hülle der Kartoffel, gefüllt mit heißer Luft, ist eine Metapher für die Zurschaustellung von Macht durch teure exotische und kostbare Dinge.

Durch die Inszenierung

Durch die Inszenierung eines Alltagsobjekts als Abstraktion eines aufgeblasenen Egos, das durch seinen entleerten Zustand ins Lächerliche gezogen wird, wird die Bedeutung materiellen Reichtums als Mittel sozialer Distinktion in Frage gestellt.

Vera Stassen: Light Wave

Ein Raum. Licht. Wasser. Und Menschen, inmitten bewegter farbiger Lichtreflexionen, die den Boden und die Körper überlagern. Wie in der Zeit des Barock Zimmer Erfahrungsräume bildeten, schafft die Installation einen Raum, der die physische, emotionale und ästhetische
Wahrnehmung an sich zieht. Er wird gebildet durch die wassergefüllten Glaskörper an der Decke und die Lichtreflexionen auf dem Boden. Die Glaskörper geben dem Wasser Form und Position, während seine Bewegungen die klare Konstruktion wieder aufbrechen und sich durch das Licht in den Raum übertragen. Die Installation widmet sich dem essentiellen Element Wasser und verlagert es über unsere Köpfe. Seine sich ständig verändernden Formen wecken vertraute Erinnerungen, die durch die immersiven Farben und Bewegungen gleichzeitig in eine surreale Atmosphäre getaucht werden.

Termine

Aktuell keine Termine

weitere

Weitere Ausstellungen der Staatlichen Kunstsammlungen Dresden
Zum Seitenanfang